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     |    Wednesday, der 19. November 2014

Oktober_November_BlogSonjas ist eine attraktive und erfolgreiche Schauspielerin und lebt längst in Berlin. Ihre Heimat ist jedoch ein österreichisches Bergdorf, wo noch der Vater und ihre Schwester leben. Die Mutter ist längst gestorben. Als Sonja erfährt, dass ihr Vater einen Herzanfall hatte, fährt sie sofort nach Hause. Da war sie schon eine Weile nicht mehr. „Wir sehen dich nur noch im Fernsehen“, hört sie vom Vater halb im Spaß zur Begrüßung.

Schon recht früh hatte sich Sonja für ein glamouröseres Leben entschieden, während ihre Schwester Verena mit Mann und Kind beim Vater geblieben ist, um den elterlichen Gasthof zu versorgen. Schnell prallen die Lebensentwürfe der beiden Schwestern aufeinander. Für Sonja ist es Teil ihres Lebens geworden, Rollen zu spielen und in fremde Leben zu schlüpfen. Dabei ist sie zugleich auf der Suche nach dem, was sie wirklich ist und kämpft gegen wiederkehrende Depressionen an.

Oktober_November_Foto3Sie hat Affären, ist sich ihrer Wirkung auf Männer bewusst. Sie fängt sofort einen Flirt mit dem smarten Arzt ihres Vaters an, mit dem ihre Schwester bereits eine Affäre hat. Verena hat es sich bisher nicht gestattet, ihre eigenen Träume zu verwirklichen und ist ihr bisheriges Leben nah bei ihrem Vater geblieben. Die Sorge um ihn verbindet die beiden Schwestern. „Wenn Papa stirbt, sind wir die nächsten“, wird es Sonja in einem Moment der Besinnung klar. Zugleich kommen starke, wiederstreitende Gefühle zum Vorschein. Und ein Geheimnis, dass der Vater Sonja enthüllt, droht den Zusammenhalt der Familie auf eine weitere Probe zu stellen.

Oktober_November_Foto4Der Vater, das baldige Sterben vor Augen, scheint von einer großen Ruhe erfasst. Er erzählt dem Arzt von einer Nah-Tod-Erfahrung bei seinem Herzinfarkt. Man müsse den Tod nicht fürchten, berichtet er. Es sei schön auf der anderen Seite. Er habe vorher auch die Szenerie seines Zusammenbruchs und seiner Rettung von außen sehen können.

In gewisser Weise nimmt die Kamera in Götz Spielmanns Film eine solche ruhige Außenperspektive ein. Sie lässt den Figuren Zeit, schaut genau zu, was mit ihnen geschieht. Götz Spielmann lässt Raum für Unausgesprochenes, für kleine Gesten, setzt auf das Einfühlungsvermögen des Zuschauers. Und er vertraut den herausragenden Fähigkeiten seiner Schauspieler. Nicht zuletzt wegen Nora von Waldstätten, Ursula Strauss, Peter Simonischek und Sebastian Koch in den Hauptrollen ist Götz Spielmann nach seinem für den Oscar nominierten Film REVANCHE mit OKTOBER NOVEMBER erneut ein eindrucksvoller Film gelungen.

FrankZ

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