FrankZ | Thursday, der 31. July 2014 | 3
Louis des Funés wird 100! Es gibt nicht wenige Leute, die wenn sie an ihn denken, sofort ins Schwärmen geraten. Ich gehöre wohl auch dazu. Louis des Funés war Teil nicht nur meiner Kindheit und Jugend. Es ist schon eine Weile her, da habe ich einmal erlebt, wie sich in einer Hafenkneipe in Stralsund erwachsene Männer in norddeutschem Slang die Gags aus einen Louis des Funés-Film erzählt haben. Dabei gestikulierten sie, schnitten Grimassen, hauten auf den Tisch, dass die Bier-und Schnapsgläser klirrten und lachten über die Gags, als ob es ihre eigenen gewesen wären. Besonders tat sich dabei ein nicht gerade großer Typ hervor, der dem französisch Komiker gar nicht mal unähnlich war. Louis des Funés war in der DDR ungeheuer populär, wurde wie vielleicht nur noch die dänische „Olsenbande“ gar nicht als „Ausländer“ wahrgenommen, sondern war irgendwie einer von „uns“.
Er gehörte im besten Sinne zur Familie. Schon als Kinder fanden wir seine irrwitzigen Auftritte toll und fühlten uns mit ihm, der auf großartige Weise infantil daher kam, im Bunde. Er war war das Gegenteil von brav, hatte ständig irre Ideen, sprach sofort aus was ihm in den Sinn kam, stiftete Chaos. Dabei waren seine Figuren eigentlich gute Bürger. Louis war Bürgermeister, Fabrikant, Restaurantkritiker, Kommandant einer Gendarmerie. Aber er tobte, integrierte, revoltierte, trickste gegen Regeln, die mit diesen Rollen verbunden waren. Man musste nie lange auf einen Ausbruch von ihm warten; er zeterte, nörgelte, fluchte und redete alles in Grund und Boden. Er regte sich ständig über etwas auf, zappelte vor Ungeduld, jubelte mal hier, fluchte mal da. Er heckte stets aufs Neue eine Plan aus, der meist furios daneben ging, ließ aber nie von dem von ihm angerichteten Disaster entmutigen.
Als Komiker hat Louis des Funès stets ganz bewusst mit dem Gefälle der Hierarchien-ob in der Fabrik, in der Familie and last but not least in der Familie- gespielt. Hauptstadt gegen Provinz, Chef gegen Arbeiter, eingefahrene Tradition gegen das Neue, die Elite gegen all die anderen. Mit diesen Gegensätzen und Kontrasten konnte man gerade auch in der DDR eine ganze Menge anfangen. Und Louis gab dabei oft die bürgerliche Nervensäge, die vor allem das eigene Wohlergehen im Sinn hat und das nur mit größter Mühe zu verbergen kann. Nicht zufällig war „Der Geizige“ von Moliere, in dem er den provinziellen Rentier zum Abschuss freigibt, eine seiner Traumrollen. Gerade weil er den wild gewordenen (Klein-)Bürger nach allen Regeln der Kunst vorführte, ihn im besten Sinne zum Kasperl gemacht hat, wurde (und wird!) er von seinem Publikum so geliebt. Man meinte, Louis weiß, das es ihm zuguckt und jeden gelungenen Spaß belacht und beklatscht.
Seine Filme hatten fast immer einen verrückten Einfall zur Grundlage: wie zum Beispiel in BALDUIN, DER GELDSCHRANK-KNACKER, wo er nach dem falschen Rat eines betrügerische Bankiers um sein ganzes Vermögen gebracht wird und beschließt, sich sein Geld wieder zurückzuholen, indem er einen Tunnel graben will, um sich aus der Bank sein Geld zurückzuholen. In BALDUIN, DER FERIENSCHRECK schickt es als gestrenger Schuldirektor seinen Sohn nach Schottland, als dieser mit einer schlechten Englisch-Note nach Hause kommt. Als dieser statt sich selbst einen Freund auf die Insel schickt, der dann krank wird und der Vater herbeigerufen wird, droht der Schwindel aufzufliegen.
Oder wie ist es mit dieser Story: in BALDUIN, DAS NACHTGESPENST entdeckt als listiger Gemäldehändler Mezeray entdeckt beim Besuch seines Hausmalers eine Tätowierung auf dessen Rücken, die sich als echter Modigliani von außergewöhnlichem Wert herausstellt. Dieses Bild will er haben, koste es, was es wolle… Einer meiner Lieblingsfilme ist: BALDUIN, DER SONNTAGSFAHRER, in dem als Großindustrieller mit seinem Auto und einem Hippiepärchen von der Straße abkommt und in einer Baumkrone über einem Abgrund landet.
Louis des Funés wurde heute vor hundert Jahren als Louis de Funès geboren. Vielleicht ein Anlass, sich einen seiner wunderbaren Filme anzuschauen. Zum Beispiel hier auf realeyz.tv!
FrankZ
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