Karl Knobloch | Thursday, der 19. April 2018
Ein Festival für 12 Sekunden kurze Filme
Egal, ob bei einem Schlagzeugsolo einer ProgRock Band, der Lebenszeit von Joffrey Baratheon oder der Legislaturperiode unserer österreichischen Bundesregierung, letztlich fragen wir uns doch immer nur das Eine: Könnte das nicht auch ein bisschen kürzer dauern? Eine Frage, die man sich hier – endlich! – nicht mehr zu stellen braucht. Denn die Landjäger Kürzestfilm Festspiele sind das einzige Kurzfilmfestival, das seinen Namen tatsächlich verdient: hier werden nur 12 Sekunden kurze Filme gezeigt. Das hat einige Vorteile: 1. Wenn dir ein Film gefällt, bleiben auch 12 Sekunden ewig im Gedächtnis. 2. Wenn nicht, ist er zumindest verdammt schnell vorbei.
Ursprünglich war das 12 Sekunden Festival als Witz gedacht, als Begleitveranstaltung zum Release der 12. Ausgabe des Landjäger Magazins zum Thema „Konzentrat“. Das Festival ist dann allerdings großartig angekommen. Wir selbst haben noch geglaubt, dass das Ganze ein einmaliges Event bleibt, als schon die ersten ihre erneute Teilnahme fürs nächste Jahr angekündigt haben. Und so haben wir gesehen, dass das Format des Kürzestfilms Potenzial für viel mehr hat.
Das Besondere an dem Festival ist die enorme Bandbreite an dem, was möglich ist. Denn einerseits ist es sehr leicht, einen 12 Sekunden Film zu machen – man braucht fast kein Equipment, kaum Geld und nur sehr, sehr wenig Zeit. Eine gute Idee (und ein Smartphone) können schon ausreichen. Andererseits ist es aber verdammt schwer und eine große künstlerische Herausforderung, in so kurzer Zeit eine ganze Geschichte zu erzählen (wir haben vor dem ersten Festivaljahr selbst einen Teaser gedreht. Es ging um Burschenschaftler, die sich beim Würstlessen Ketchup ins Gesicht schmierten. Wir waren einigermaßen überrascht, wie schwer es ist, diesen, nun ja, Plot in 12 Sekunden unterzubringen).
Insofern werden bei diesem Festival ganz unterschiedliche Filme gezeigt: manche sind sehr einfach und kommen mit geringsten Mitteln aus, andere sind extrem aufwändig und professionell produziert. In jedem Fall aber ist die Einschränkung auf 12 Sekunden eine Schwierigkeit, die originelle und kreative Lösungen verlangt. Die Bandbreite spiegelt sich in den Einsendungen wider – manche zeigen, dass selbst ein Kürzestfilm nicht automatisch frei von Längen ist. Die Meisten aber sind unglaublich geniale Antworten auf die schwierige Frage, was in 12 Sekunden alles möglich ist. Eine Auswahl: Eine ganze Schachpartie (ungekürzt), das tragische Schicksal des Kindes auf der Kinderschokoladenpackung (und ja, es ist tatsächlich ein tragisches Schicksal), ein Todesfall beim Hochzeitsantrag (so viel zu „bester Freund des Menschen“) oder ein Ding namens Hundi mid de Bandi (niemand weiß, was das genau sein soll. Aber wir drehen seitdem manchmal sehr gerne das Licht auf und ab. Einfach so).
Am Gala-Abend im Wiener Burgkino werden die besten 80 Kürzestfilme präsentiert. Eine Jury mit Leuten, die wir (und die uns) gut finden (bisher unter anderem Stefanie Sargnagel, Mirjam Unger oder Kurt Palm), vergeben die drei Jury-Preise. Daneben wird noch per Online-Voting und LiveAbstimmung ein Publikumspreis vergeben. Zu gewinnen gibt es haufenweise verschärftes Zeug, unter anderem Filmequipment, ein 12 Gang Rad und natürlich ein 12 monatiges Käse-Abo mit Bergkäse aus dem Bregenzerwald (da kommt unser Verein ursprünglich her).
Wir haben jedes Jahr etwas Angst, dass seit dem jeweils letzten Jahr endgültig alles gezeigt worden ist, was man sinnvollerweise in 12 Sekunden zeigen kann. Und dann kommen Filme über Bananen, Jesus Christus und Tackermaschinen und unsere Welt ist wieder in Ordnung. Zumindest für sehr, sehr kurze Zeit. Apropos: Es sind jetzt noch über 20 Millionen Sekunden Zeit, um die besten 12 davon zu filmen. Mitmachen und groß rauskommen geht dieses Jahr bis zum 19. Oktober 2018. Wir freuen uns auf deinen Film. Denn der Landjäger liebt dich. Lieb du ihn auch.