FrankZ | Monday, der 4. April 2016 | 48
Am 5.4.2016 feiert der legendäre Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Roger Corman seinen 90. Geburtstag. realeyz wünscht alles Gute!
Regisseur Roger Corman und sein Drehbuchautor Charles B. Griffith haben das Drehbuch zu THE LITTLE SHOP OF HORRORS– jetzt zu sehen auf realeyz.tv- angeblich an einem einzigen Abend geschrieben. Die Kulissen standen schon und kosteten nichts, seine Schauspielcrew kannte erst drei Tage vor Drehbeginn ihre jeweiligen Rollen. Gedreht wurde in zwei Tagen und in einer Nacht auf die für Roger Corman typische Art nach dem Guerilla-Prinzip: die Kameras wurden aufgestellt, wo sich die Möglichkeit ergab- natürlich ohne eine Drehgenehmigung. Die Requisiten wurden selbst gefertigt oder ausgeborgt, wie zum Beispiel eine komplette Zahnarztausrüstung, die während des Drehs umzufallen drohte. Am Ende hat THE LITTLE SHOP OF HORRORS je nach Angabe nur 27.000 bis 34.000 Dollar gekostet und wurde zu einem der erfolgreichsten Low-Budget-Filme überhaupt.
Schnell und billig zu arbeiten war für Corman in mehrfacher Hinsicht ein Erfolgsprinzip. Es bedeutete für ihn, der nie eine Filmhochschule besucht hatte, in erster Linie Unabhängigkeit von Hollywood. Er entschied, was er und wie er es machte, bestimmte auch die Vermarktung seiner Filme. Er war der Independent-Filmemacher par excellence. Er war zugleich auch geschäftlich erfolgreich- im Titel seiner Autobiografie schwingt berechtigter Stolz mit: „How I Made a Hundred Movies in Hollywood and Never Lost a Dime“ (1998). Corman arbeitete mit einer unglaublichen Intensität an verschiedenen Projekten gleichzeitig und produzierte in den vergangenen Jahren 393 Filme für Kino und Fernsehen und führte bei 56 davon selbst Regie. Seine Frau berichtete einmal davon, dass er zuweilen gar nicht alle Filme aufzählen konnte, die parallel unter seiner Federführung entstanden. Das ging nur, weil er schnell Verantwortung gerade auch an Neu-und Quereinsteiger übertrug und diese im übertragenen Sinne oder auch buchstäblich ins kalte Wasser warf.
Ohne Roger Corman wäre New Hollywood vielleicht so nicht entstanden, wie es sich innerhalb von kurzer Zeit etabliert hatte. Viele seiner Protagonisten haben bei ihm angefangen.Ihre Namen klingen wie das Who is Who einer ganzen gloriosen Generation von Filmemachern: Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Dennis Hopper, Jonathan Demme, Peter Bogdanovich, Joe Dante, James Cameron, Sylvester Stallone, Pam Grier, William Shatner u.v.a. mehr. In THE LITTLE SHOP OF HORRORS hat der blutjunge Jack Nicholson einen seiner ersten Leinwandauftritte. Corman hat auch später zahlreiche spätere Filmemacher nachhaltig beeinflusst und ermutigt. Quentin Tarantino hat ihm Einiges zu verdanken und darf als ein legitimer Erbe Cormans gelten.
Roger Corman gilt immer noch als König des Exploitation-Films: im Zweifel entschied er sich oft dafür, eine Explosion, eine Verfolgungsjagd oder ein paar leicht bekleidete, attraktive Actricen in die Handlung einzufügen. Sein Publikum, dass er oft in Autokinos oder auf dem Campus von Colleges fand, liebte ihn und seine Filme dafür. Dabei hatte er stets den Nerv für das, was um ihn herum und in seinem Land so vor sich ging, bezog daher die Ideen für seine Filme. Die waren auf dem ersten Blick verrückt und wild. Der smarte Roger Corman, der eher wie ein Oxford-Professor daher kam, traf mit ihnen aber oft mitten in Schwarze.
So auch bei THE LITTLE SHOP OF HORRORS: Seymour, ein schräger Typ, der in einem Blumenladen arbeitet, züchtet eine Pflanze, die alle anderen übertreffen soll, um seinem Chef und vor allem dessen Tochter zu beeindrucken. Ein paar Tropfen Blut aus seinen Fingern machen aus der Blume ein gieriges Gewächs, das mehr und mehr Blut will und hungrig auf Menschenfleisch ist. Seymour muss sich immer mehr einfallen lassen: bei Nacht und Nebel schleppt er Leichen heran – die Horrorpflanze wächst und gedeiht. Das kann doch nicht gut gehen, oder?
FrankZ