Miete_Steinmann | Saturday, der 9. February 2013
von Miete Steinmann
Reißerisch ist das Kino des Matt Porterfield gewiss nicht. Von den Sehgewohnheiten eines reizüberfluteten jungen Publikums vollkommen unbeeindruckt, erzählte der mit 35 Jahren selbst noch junge Regisseur Geschichten aus seiner Heimatstadt Baltimore (PUTTY HILL, HAMILTON): nonchalant doch eindrücklich. Sein drittes Werk, „I Used To Be Darker“, das jetzt im Forum der Berlinale läuft, macht da keine Ausnahme.
Der Film beginnt mit Taryn, einer jungen Nordirin, die sich der Liebe wegen in Nordamerika aufhält. Nachdem diese zerbrochen ist, sucht sie Unterschlupf bei ihrer Tante, nicht ahnend, dass sie zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt auftaucht. Denn ihre Tante Kim und deren Mann Bill befinden sich gerade in einem schmerzhaften Trennungsprozess. Noch ist Kim nicht komplett ausgezogen und bemüht sich auch Bill, den ungebetenen Besuch gastfreundlich zu behandeln.
Doch dann erscheint auch noch die Tochter des Hauses in den Semesterferien und lässt ihren Frust über ihre zerbrochene Familienidylle an der Kusine aus. Alle Protagonisten sind mit sich selbst beschäftigt, haben für andere wenig Verständnis. Ihr Frust entlädt sich zuweilen in Zornesausbrüchen – sei es bei einer versuchten Aussprache Bills mit Kim, in deren Folge sie ihn aus ihrem neuen Haus schmeißt, sei es nach dem endgültigen Auszug Kims. Nachdem ihre letzten Habseligkeiten aus dem Haus transportiert wurden, zerschmettert Bill seine Gitarre.
Der Akt hat Symbolkraft, sind doch beide Ex-Partner im Musikbusiness tätig – Bill als Songschreiber und Kim als Sängerin ihrer neuen Band. So wird in diesem Drama auch viel musiziert und schallt die Musik schwerelos durch die – wie immer bei Porterfield – flirrende Sommerhitze. In der sorgt auch ein Pool (ähnlich wie in HAMILTON) nur bedingt für die Abkühlung – im buchstäblichen wie übertragenen Sinne.
Mit „I Used To Be Darker“ wollte der Regisseur auch eigene Erfahrungen über seine eigene Scheidung und die seiner Eltern verarbeiten. Seine Geschichte über existenzielle Wendepunkte im Leben, die nach Trauer und Loslassen neue Perspektiven eröffnen, schildert Porterfield unaufgeregt und kontemplativ. Die von seinem Stamm-Kameramann Jeremy Saulnier sorgfältig komponierten, atmosphärischen Bilder bleiben lange haften.
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Vorführtermine:
So, 10.02.,22:45
Cubix 9
So, 17.02., 21:30
CineStar 8
Berlinale Goes Kiez:
Mi, 13.02., 18:30
fsk Kino am Oranienplatz