FrankZ | Wednesday, der 24. September 2014
Es ist eigentlich eine einfache Geschichte um einen Schmuggler, seine Frau und einen junger Grenzjäger, der sich an die Frau heranmachen soll, um ihren Mannes auszuspionieren. Dieser wiederum bedrängt seiner Frau, das sie dem Grenzjäger schöne Augen machen soll, damit er in der Zwischenzeit sein Schmuggelgut beiseite schaffen kann. Die Frau sträubt sich anfangs, lässt sich dann aber auf das Spiel ein. Zwei Männer und eine Frau. Und der ´Weibsteufel´ in der mitten ist niemand anderes als: Birgit Minichmayr!
Anfangs scheint sie in Martin Kusejs Inszenierung des Alpen-Dramas von Karl Schönherr nur der Spielball der grobgestrickten Intrigen der Männer zu sein, dreht dann aber bald den Spieß um. Sie testet behutsam ihre Wirkung, zieht dabei alle Register. Der Grenzjäger geht nur zu bereitwillig darauf ein. Doch aus dem Spiel der beiden wird bald Ernst. Hier das prächtige Mannsbild in Uniform, der sich wie sie auch dringlich ein Kind wünscht, dort der kränkelnde Ehemann, der sich für schlau hält, weil er durch Schmuggel schnell zu Reichtum kommt und mit dem Kauf eines Hauses seine begehrenswerte Frau an sich binden will.
Eine Dreieckskonstellation, die von Ferne an Büchners Drama Woizeck erinnert. Hier wie da ist die Fallhöhe der Figuren beträchtlich. In Kusejs Inszenierung liegen sinnbildlich mächtige Baumstämme kreuz und quer auf der Bühne, über denen Leuchtstoffröhren Licht auf Geschehen werfen. Die drei balancieren, hangeln, kriechen, über und unter das Holz, versuchen ihr Gleichgewicht zu behalten, sich zu verführen, sich zu halten, sich zu schlagen und vor allem- nicht abzustürzen.
Es kommt, wie es kommen muss: die Pläne der Männer erleiden Schiffbruch. Die gegenseitige Täuschung hat Enttäuschung im Schlepptau. Beim Showdown hält schließlich das Weib die Fäden in der Hand und lenkt die die beiden paralysierten Männer nach Belieben. Am Ende haben diese und nicht sie sich die Hände blutig gemacht und das Haus gehört ihr.
Birgit Minichmayr bestimmt furios das Auf und Ab des Geschehens- energiegeladen, mal zurückhaltend, mal extrovertiert und exhibitionistisch. Von den Männern lässt sie sich am Ende nicht unterkriegen: „Zuerst habt ihr mich aufgerissen bis auf den Grund, und jetzt möchts ihr mich wieder zudrehn, wie einen Wasserhahn. Aber mich fangts nimmer ein.“
Ein seltenes Theatereignis- großartig von ersten bis zum letzten Moment- das intelligent und einfühlsam von Alexander Rühmkorf mit der Kamera eingefangen wurde.
FrankZ