Bulb Fiction – Gift aus der Lampe

     |    Tuesday, der 13. May 2014

 

Bulb_FictionIst dieser Film womöglich nur Panikmache? Eigentlich sollten EU-Bürger doch Vertrauen in ihre demokratisch gewählten Gremien haben. Doch was Christoph Mayr hier aufdeckt, ist Wasser auf die Mühlen von EU-Skeptikern und Globalisierungsgegnern. 2012 wurde die herkömmliche Glühbirne in den Ländern der EU komplett abgeschafft und von der Energiesparlampe, offiziell Kompaktleuchtstofflampe, ersetzt. Gepriesen wurde die Erfindung als nachhaltige Erfindung, die dem Kunden suggerierte, etwas Gutes für sein Gewissen und die Umwelt zu tun und die zudem angeblich mit einer längeren Haltbarkeit aufwarten konnte als ihr Vorgänger. Dass es sich bei der Energiesparlampe jedoch um ein potentiell höchst gefährliches Erzeugnis handelt, macht der Film von Anfang an deutlich. Zu reißerischer Musik, die den investigativen Charakter dieses Doku-Krimis unterstreicht, wird Archivmaterial aus den 1950ern von japanischen Opfern von Quecksilberausstößen oder -abwässern durch Fabriken gezeigt. Das Gift hat ihr Nervensystem zerstört und auch spätere Generationen leiden an Missbildungen und anderen Symptomen. Denn der Casus Knaxus der Energiesparlampe ist ihr Quecksilbergehalt. Beim Zerbrechen der Lampe kann er gravierende Gesundheitsschäden auslösen.

bulb_fiction_3Die EU-Messwerte für das Quecksilber berücksichtigen nicht den freigesetzten giftigen Dampf – doch gerade dieser wird Menschen zum Verhängnis. Etwa einem Vierjährigen in Bayern, der in der Folge sämtliche Haare verloren hat. Was das Gift im Körper für Langzeitschäden anrichten wird, ist noch nicht erforscht. Fakt ist jedoch, dass auch ein riesiges Entsorgungsproblem auf den Planeten zukommt. Denn Quecksilber, wie Atommüll, ist nicht abbaubar. Womöglich fehlen in dieser zuweilen polemischen, aber wichtigen, Doku ausreichende Statements der Gegenseite. Doch Mayrs Argumentation, dass der Verbraucher offensichtlich schutzlos einem Pakt zwischen Politik und Industrie aufgesessen ist, ist nachvollziehbar. Durchgeboxt wurde das Monopol für die Energiesparlampe von einer Kommission aus EU-Offiziellen, den beiden größten Herstellerfirmen des Sektors, nämlich OSRAM und FELIX, und – pikanterweise – von Greenpeace, das sich zum nützlichen Idioten der Industrie machte. Zweifel an einer Studie über die Zweckmäßigkeit der Erfindung, schlug die Umweltgruppe postwendend in den Wind. bulb-fiction - 2Animierte Sequenzen mit Tabellen sowie ein historischer Exkurs über die Bekämpfung der Industrie von genuin nützlichen Erfindungen wie der ewigen Glühlampe unterstreichen den aufklärerischen Tenor des Films. Er thematisiert auch Elektrosmog, akustische und optische Belastung der Energiesparlampe sowie den Mythos einer Minderung des CO2-Ausstoßes. Was bleibt, ist ein beängstigendes Dokument, das zum Nachdenken animiert – und bestenfalls auch zum Handeln.

Kira Taszman

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