FrankZ   |    Wednesday, der 7. May 2014

Letztens war ich mit meiner Familie wieder einmal im Tierpark-in einem nicht besonders großen Naturpark, mit nur einheimischen Tieren wie Wildschweinen, Rehen, Mardern und Eulen. Wirklich schön. Die Tiere hatten verhältnismäßig viel Platz und schienen recht entspannt. Man konnte sogar durch einzelne Gehege gehen und wir kamen so einem Rudel Dammwild ziemlich nahe. Es wurde jedoch davon abgeraten, auf Armeslänge an die Tiere heran zu treten, damit es zu keinen überraschenden Attacken komme. Wir beäugten sie, sie beäugten uns. Eine aufregende Illusion von scheinbar entspanntem Nebeneinander von Mensch und Tier-eingesperrt waren die Tiere am Ende natürlich trotzdem.

Beim Film BESTIAIRE des preisgekrönten, kanadischen Regisseurs Denis Côté, der 2012 bei der Berlinale in Berlin und beim Sundance Film Festival für Aufsehen sorgte, gibt es einen ähnlichen Effekt. Denis Côté hat sich für seinen Film-jetzt zu sehen auf realeyz.tv– in den Parc Safari von Quebec begeben und dort durch das Kameraauge Tiere beobachtet. Er lässt sich und dem Zuschauer dafür viel Zeit. Die Kamera ist meist unbewegt und beobachtet sie von einem festen Punkt aus mit feinem Gespür für Formen und Bewegung:

BESTIAIRE

Hörner vor einer Betonwand, die Beine nervöser Zebras in der Enge des Stalls, die Sorgfalt in den kundigen Handgriffen des Tierpräparators. Dabei gelingen Bilder von seltener Schönheit- zum Beispiel, wenn ein Lama in der Dämmerung gemächlich auf ein Zaun zuläuft. Die Kamera wartet, bis ein Tier sich sehen lässt: eine Giraffe, ein kleines Äffchen, das mit einem Teddy schmust und zwei Tiger, die an ihrem Verschlag hämmern. Gitter und Käfige kommen zwangsläufig mit ins Spiel, da Sicherheitsvorschriften beachtet werden mussten. Sie wurden wie andere Elemente der Umgebung zu starken ästhetischen Motiven.

BESTIAIRE

Die sich dabei aufdrängende Assoziation der Klaustrophobie, des Gefängnisses war vom Regisseur keineswegs von vornherein beabsichtigt. In einem Interview mit der „taz“ besteht er darauf: sein Film beweise nichts, er zeige nur. Heute stelle man Tiere auf verschiedene Arten dar: Man lache über sie auf Youtube, schaue sich schöne Tierdokus auf „Animal Planet“ an oder aber man versuche, Tiere in Kino und TV zu vermenschlichen. Er fragt: wann filme man sie schon dafür, was sie seien, nämlich Tiere? Der ruhige und behutsame Blick des Films macht für dem Zuschauer Entdeckungen möglich, lässt Zeit zum Nachdenken über Schönheit und Fremdheit, über die domestizierte Wildnis in der Zivilisation. Neben den stoischen, ungerührten, ungeduldigen und wilden Tieren wird „en passent“ auch der Mensch selbst Gegenstand der Beobachtung. Wen es interessiert: bei dem Natur-Tierpark, den ich eingangs erwähnt habe, handelt es sich um den Tierpark Kunsterspring bei Neuruppin. Ein Ausflug dorthin lohnt sich! FrankZ Google+